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Tief verbunden: medigration und mediaire führen RIS/PACS und KI zusammen

Trotz vielfältiger Möglichkeiten, die intelligente Technologien bei der radiologischen Bilddatenanalyse heute schon bieten, herrscht immer noch ein Mangel an nutzerfreundlichen Softwarelösungen, die KI-Tools nahtlos in ihren Workflow einbinden. Damit das nicht so bleibt, haben die zwei Unternehmen medigration und mediaire ihre Expertisen gebündelt und eine Tiefenintegration ihrer Anwendungssysteme geschaffen. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Arbeitsabläufe im radiologischen Alltag noch effizienter und flexibler zu gestalten.

Die Umsetzung der technischen Lösung ist die erste Kooperation der beiden Spezialanbieter in einem gemeinsamen Projekt. Der Softwareentwickler medigration bietet hauptsächlich Produkte und Services in den Bereichen RIS und PACS an. Das Berliner Start-up mediaire unterstützt radiologische Einrichtungen mit KI-basierten Tools bei der MRT-Befundung. „Es wird für Radiologinnen und Radiologen zunehmend schwieriger und zeitintensiver, die großen Datenmengen, die zum Beispiel bei multiparametrischen MRT-Untersuchungen entstehen, zu begutachten“, sagt der Geschäftsführer und Mitgründer von mediaire, Dr. Andreas Lemke. „Unsere auf einem neuronalen Netz basierende Software analysiert die Bilddaten und erkennt darin Muster, die für den menschlichen Betrachter teilweise nur schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Auf diese Weise liefert die KI wichtige klinische Informationen, die dabei helfen können, fundierte Diagnosen zu stellen.“ Bisher haben sich die Berliner auf die Entwicklung von Deep-Learning-Algorithmen für die Magnetresonanztomographie fokussiert, die sich mit Aufgaben der Segmentierung, Quantifizierung und Diagnosestellung in den Bereichen Kopf, Knie und Prostata auseinandersetzen.

Direkte Vernetzung über Web Services

Die entsprechenden kommerziell umgesetzten Tools können über Programmierschnittstellen in vorhandene RIS-/PACS-Systeme eingebunden werden. Allerdings basiert dieses bisher am Markt gängige Konzept auf dem Prinzip nebeneinander existierender Systeme, die keine direkte Vernetzung von Daten zulassen. Mit ihrer strategischen Partnerschaft bringen die beiden Unternehmen jetzt eine vollintegrierte End-to-End-Lösung heraus, die den Fokus auf Interoperabilität und eine unmittelbare Bereitstellung umfassender Daten setzt. Markus Steinlein, Mitgeschäftsführer von medigration, erklärt: „Neben der standardmäßigen DICOM-Schnittstelle haben wir eine Integration über Web Services geschaffen, die es erlaubt, den gesamten Verarbeitungsstatus des KI Backends im RIS und PACS mit zu visualisieren. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung des Workflows an unterschiedliche Anwendungsszenarien.“

Der Nutzer bleibt über einen Vorschaubereich im Bildviewer permanent über den aktuellen Arbeitsstatus der KI informiert. Je nachdem wie umfangreich die Datenanalyse ausfällt, kann die Erstladezeit etwa zwischen einer halben und zwei Minuten betragen. Danach werden die von der KI gelieferten Ergebnisse dynamisch nachgeladen. So ist der Nutzer immer auf dem neuesten Informationsstand.

Maximal flexibler Workflow

Die Tiefenintegration bietet aber nicht bloß eine verbesserte Nutzererfahrung, indem sie die lästige Notwendigkeit überflüssig macht, händisch per Mausklick zwischen den Anwendungen hin- und herzuwechseln. Sie schafft darüber hinaus eine hybride Befundungslösung mit der komfortablen Möglichkeit, die KI-Ergebnisse automatisch in den diagnostischen Report einfließen zu lassen. Je nach Präferenz kann der Radiologe beispielsweise die KI den Erstbefund erstellen lassen, den er anschließend nur noch überprüft. Oder er kann sich im Sinn einer Triagierung zunächst nur die KI-Informationen von größter Dringlichkeit anzeigen lassen und dann entscheiden, wann und wie er die Befundliste abarbeiten möchte.

Diese maximale Flexibilität trägt wesentlich dazu bei, die Befunddokumentation effizienter zu gestalten. Weiterhin können auch Messparameter aus dem PACS-System an die KI zurückgemeldet werden. „Unser System ist in der Lage, zu lernen, allerdings nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der jeweiligen medizinischen Einrichtung“, betont Andreas Lemke. „Wir folgen strengen Datenschutzrichtlinien, weshalb unsere Daten grundsätzlich nur vor Ort installiert sind. Wenn uns die Daten jedoch zur Verfügung gestellt werden, können diese Modifikationen durchaus als Grundlage für das Training unserer KI genutzt werden. Es ist und bleibt ein fortlaufender Prozess.“

In jedem Fall stellt die Zusammenführung von KI und RIS/PACS einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer verbesserten Befundqualität und erhöhten Produktivität dar. Oder wie es Markus Steinlein zusammenfasst: „Gemeinsam sind wir der professionelle Werkzeugkoffer, der alle Instrumente an Ort und Stelle bereithält, die man braucht.“

Profile

Dr. Andreas Lemke promovierte 2011 in Medizinischer Physik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit dem Schwerpunkt MRT-Bildgebung in der Tumordiagnostik. Anschließend entwickelte er bis 2016 als Systemingenieur bei der Bosch GmbH Li-Ionen-Batteriesysteme für Elektroautos. 2015 gründete er mit Kollegen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum die HQ Imaging GmbH und war dort als CTO tätig. Im Anschluss gründete er 2018 die mediaire GmbH und ist als Geschäftsführer für die strategische Entwicklung des Start-ups verantwortlich.

Markus Steinlein schloss 2000 sein Studium der Informatik an der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule in Nürnberg ab. Zwischen 1999 und 2003 war er Geschäftsführer der WSO Informatik GmbH. Seit 2003 ist er bei der medigration GmbH tätig, zunächst als Softwareentwickler, ab 2010 dann als Leiter der Softwareentwicklung. Seit 2014 ist Steinlein Geschäftsführer im Unternehmen mit Schwerpunkt Softwareentwicklung und Qualitätsmanagement.

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