röntgen bender
b. e. imaging
medigration
b. e. consult
bender gruppe
Bender Gruppe

MRT der Leber – Tricks und Kniffe beim Umgang mit Kontrast und Sequenzen

Neben Gadolinium gibt es nun eine weitere Klasse von Kontrastmitteln für die magnetresonanztomographische Bildgebung der Leber: Ein Streifzug durch das Spektrum der verschiedenen Kontrastmittel und Sequenzen.

Um die Leberstrukturen besser darstellen zu können, werden bei MRT-Untersuchungen der Leber in der Regel Kontrastmittel verwendet. „Bei Kontrastmittelgabe wird meist dynamisch untersucht“, erläutert Prof. Dr. Dietmar Dinter, Facharzt für Radiologie sowie Nuklearmedizin an der Radiologie Rhein-Neckar. Das bedeutet: Mit der gleichen Sequenz werden, beginnend unmittelbar vor der Kontrastmittelgabe, repetitiv in kurzen Zeitabständen Scans durchgeführt. So erhält man eine Reihe von Bildern der früharteriellen, der portalvenösen und der späten Phase in meist mehreren Ebenen. Auf diese Weise kann die Dynamik der Anflutung in Leberläsionen gut beurteilt werden.

Exemplarisch für benigne Lebertumore kann auf die fokale noduläre Hyperplasie (FNH) hingewiesen werden. Sie ist ein häufiger gutartiger Tumor in der Leber. Sie besteht meist aus einer Raumforderung mit gut umschriebenen Rändern und davon ausgehenden Gallengängen ohne Anschluss. Bei einer Magnetresonanztomographie (MRT) der Leber mit einem hepatozytenspezifischen Kontrastmittel erscheint eine FNH idealerweise als Struktur, die an die Speichen eines Fahrrades erinnert, und ist somit gut zu diagnostizieren. Das ist eines von vielen möglichen Beispielen für die Vorteile, die der Einsatz von Kontrastmitteln bei der MRT-Bildgebung der Leber bietet.

Gut abgestimmt: Phasen und Kontrast

Standard dabei sind derzeit makrozyklische gadoliniumhaltige Kontrastmittel. Doch gibt es auch lineare gadoliniumhaltige, hepatozytenspezifische und eisenhaltige Kontrastmittel, über die der Experte im Gespräch genauer Auskunft gibt.

Makrozyklische Kontrastmittel verbleiben in den Blutgefäßen und verteilen sich entlang des Kapillarbettes und der Vaskularisation von tumorösen Prozessen in das angrenzende Gewebe. Mit ihnen kann man also in der arteriellen Phase die zum Tumor führenden Gefäße – insbesondere die Leberarterie – und in der portalvenösen Phase die venösen Strukturen sowie die Dynamik der Kontrastmittelverteilung darstellen. „In der Spätphase, wenn das Kontrastmittel über die Nieren ausgeschieden wird, ließe sich auch noch eine schöne MRT-Urographie machen, aber das ist für eine reine Leberbildgebung nicht von Interesse“, berichtet Dinter.

Von den eingangs erwähnten linearen hepatozytenspezifischen Kontrastmitteln wird inzwischen praktisch nur noch GD-EOB-DTPA (Gadolinium-Ethoxybenzyl-Diethylentriaminpentaessigsäure) eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln wird GD-EOB-DTPA spezifisch von gesunden Hepatozyten aufgenommen. Auf diese Weise lässt sich sehr gut all jenes Gewebe in der Leber differenzieren, das keine Hepatozyten enthält, also Metastasen, Zysten, entdifferenzierte hepatozelluläre Karzinome (HCC), cholangiozelluläre Karzinome (CCC) oder FNH, aber auch Adenome und Hämangiome. Allerdings muss ab der Kontrastmittelgabe ungefähr eine halbe Stunde gewartet werden, bis das Kontrastmittel das ideale diagnostisch relevante Level im Lebergewebe erreicht hat. Diese lange Wartezeit lässt sich mit einem Trick umschiffen, indem man bei der T1-gewichteten Gradientenecho-Sequenz den Flipwinkel bei der Phase ca. 5 Minuten nach Kontrastmittelgabe von zehn auf 30 Grad vergrößert. Dennoch bleibt das Problem, dass eine solche Untersuchung mit leberspezifischem Kontrastmittel nicht vollständig die Kontrastierung anderer Organe enthält und sich somit nicht komplett mit dynamischen Untersuchungen unter Verwendung von makrozyklischen Kontrastmitteln vergleichen lässt. „Es ist so, als würde man Golden Delicious und Granny Smith vergleichen – beides zwar Äpfel, aber eben doch unterschiedlich“, erklärt Dinter.

Eisen: Kontrast für Schwarzseher

Seit kurzem steht mit Ferucarbotran auf Basis von superparamagnetischen Eisenoxid-Partikeln (SPIO) in Deutschland wieder ein eisenhaltiges Kontrastmittel zur Verfügung. Dieses wird von den Kupffer-Sternzellen – Makrophagen, die ubiquitär in gesundem Lebergewebe beheimatet sind – aufgenommen. Während gesundes Lebergewebe in der gewöhnlichen T1‑Bildgebung und bei T2-gewichteten Sequenzen mit hepatozytenspezifischen Kontrastmitteln hell erscheint, wird es bei Gabe von eisenhaltigem Kontrastmittel dunkel – oder vielmehr „rabenschwarz“, wie der Radiologe präzisiert. So lassen sich Entzündungen, Zysten und Tumore gut abgrenzen, die kein lebereigenes Gewebe bzw. von KupfferSternzellen enthalten. „Manche Patienten wollen keine gadoliniumhaltigen Kontrastmittel, weil sie Nebenwirkungen und Ablagerungen intrazerebral befürchten“, nennt der Radiologe den in seinen Augen größten Vorteil des eisenhaltigen Kontrastmittels. Viel mehr lasse sich nach dem derzeitigen Stand der Forschung nicht sagen. Die existierenden Studien, in denen die verschiedenen Kontrastmittel miteinander verglichen werden, sind mehr als zehn Jahre alt und daher veraltet. „Ich bin gespannt auf die aktuellen Vergleichsstudien mit modernen MRT-Systemen und Sequenzen, die State of the Art sind“, so Prof. Dinter abschließend.

Abbildungen: Fokal Noduläre Hyperplasie in einer Untersuchung mit leberspezifischem Kontrastmittel.

a (links oben): T2-Aufnahme axial mit Fettunterdrückung, b (Mitte oben): T1 mit Fettunterdrückung (“VIBE”) ohne Kontrastmittel, c (rechts oben): T1 VIBE früharteriell, d (links unten): T1 VIBE venös, e (Mitte unten): T1 VIBE 30 min nach KM-Gabe, e (rechts unten): EPI DWI mit b= 800. Nachweis eines 25 mm messenden hyperarterialisierten Befundes im Segment 2 mit inhomogener Mehranreicherung in der späten KM-Phase ohne Diffusionsrestriktion. Befund passend zu einer FNH.

PROFIL

Prof. Dr. med Dietmar Dinter hat 1995 sein Studium der Humanmedizin in Heidelberg abgeschlossen und sich 2009 dort im Fachgebiet Radiologie zum Thema „Ganzkörperbildgebung“ habilitiert.

Nach verschiedenen Stationen am Institut für Radiologie in Mannheim war er von 2007 – 2012 als Leiter des Geschäftsfeldes „Onkologische Bildgebung“ tätig. Seit 2009 besitzt er die Anerkennung zum Facharzt für Nuklearmedizin und seit 2012 die zum Facharzt für Nuklearmedizin des European Board of Nuclear Medicine (FEBNM).  

Seit 2013 ist Dinter Gesellschafter in der üBAG Radiologie Rhein-Neckar.

Zurück