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Eisen - eine mögliche Alternative bei leberspezifischen MRT-Kontrastmitteln

Bei der kontrastmittelverstärkten magnetresonanztomographischen Bildgebung der Leber gibt es seit Kurzem eine mögliche Alternative zu den gängigen gadoliniumhalti-gen Kontrastmitteln, ein eisenhaltiges Kontrastmittel auf Basis von Nanopartikeln (Superparamagnetic Iron Oxide - SPIO).

Nun liegen die ersten Fallbeispiele der kontrastmittelverstärkten MRT mit dem eisenhaltigen Kontrastmittel (Wirkstoff Ferucarbotran) vor. Tatsächlich zeigte sich, dass dieses Präparat in der T2-gewichteten Bildgebung zu einem erhöhten Kontrast zwischen gesundem Lebergewebe und Metastasen führt. „Ich war positiv überrascht, dass Ferucarbotran bei den ersten Patienten auch einen Effekt in den T1-gewichteten Sequenzen hatte, wenngleich der Kontrast nicht ganz so stark ausgeprägt war wie bei gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln“, berichtet Prof. Dr. Thomas Lauenstein, Chefarzt der Radiologischen Klinik am EVK Düsseldorf, der diese Untersuchungen durchgeführt hat. Sein Resümee lautet: „Aus meiner Sicht hat Ferucarbotran Potenzial und könnte eine mögliche Alternative zu gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln darstellen.“

Alternative zu gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln

Dass nach einer Alternative zu gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln gesucht wird, hat gute Gründe. Zwar werden diese Kontrastmittel bei der Leber-MRT seit 20 Jahren mit großem Abstand am häufigsten angewendet, jedoch bestehen bei manchen Patienten weiterhin Vorbehalte hinsichtlich möglicher Risiken. So wurde zum einen der Zusammenhang zwischen der Anwendung einer Subgruppe gadoliniumhaltiger Kontrastmittel mit linearer Molekülstruktur und dem Auftreten der nephrogenen systemischen Fibrose (NSF) nachgewiesen (s. auch S.  E. Cowper, NFD/NSF Website, 2001–2009). Zum anderen kann sich die seltene Erde Gadolinium bei Wirkstoffen mit linearer Molekülstruktur in bestimmten Arealen des Gehirns ablagern. So beschrieben Kanda et al. (Radiology, 2015) eine Korrelation der Erhöhung der Signalintensität (SI) im Nucleus dentatus nach Gabe linearer Gd-haltiger Kontrastmittel im Gegensatz zu Wirkstoffen mit makrozyklischer Molekülstruktur „Bislang konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Deposition von Gadolinium in zerebralen Strukturen klinische Relevanz hat – aber bei den Patienten hat dies zu einer Verunsicherung geführt“, erklärt Lauenstein.

Im Rahmen eines Stufenplanverfahrens verfügte die EMA im Jahr 2017 das Ruhen der Zulassungen von gadoliniumhaltigen MRT-Kontrastmitteln mit linearer Molekülstruktur für die intravaskuläre Anwendung mit Ausnahme der leberspezifischen MRT-Kontrastmittel, deren diagnostischer Nutzen größer als das Anwendungsrisiko eingestuft wurde

Es bestehen auch weitere Gründe, die für eine Alternative zu gadoliniumhaltigen Kontrastmitteln sprechen: Neben den Patienten, die diese Kontrastmittel aufgrund möglicher Risiken ablehnen, gibt es auch solche mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen. Laut Fachinformation (Stand: Oktober 2022) kann das eisenhaltige MRT-Kontrastmittel bei solchen Patienten ohne Dosisanpassung gegeben werden. Der Eisenanteil wird hierbei dem normalen körpereigenen Eisenpool zugeführt. Somit wird das in Ferucarbotran enthaltene Eisen auf die gleiche Weise metabolisiert, wie physiologisch verfügbares Eisen.

„Damit sich das eisenhaltige MRT-Kontrastmittel als Alternative etabliert, muss eine ähnlich gute diagnostische Sicherheit und Genauigkeit nachgewiesen werden“, unterstreicht Lauenstein. Es gibt Studiendaten  aus den 1990er Jahren sowie einige neuere Publikationen aus Japan, wo das Präparat auch zugelassen ist, die das nahelegen–, aber es fehlen eben noch aktuelle klinische Daten aus Deutschland. Die limitierte Anzahl an Fällen, die der Düsseldorfer Radiologe bereits untersucht hat, ist in seinen Augen jedenfalls noch nicht ausreichend, um eine belastbare Aussage treffen zu können

Wie Eisen wirkt

Eisenhaltige Kontrastmittel haben einen anderen Wirkmechanismus als gadoliniumhaltige Kontrastmittel. Gadoliniumhaltige Kontrastmittel bilden die Durchblutung (Perfusion) eines Organs ab. Tumore sind oft anders durchblutet als gesundes Lebergewebe. Eine Subgruppe, die sogenannten leberspezifischen Gadolinium-Präparate, bieten einen zusätzlichen Mechanismus: Sie werden über einen Rezeptor, den es ausschließlich in Leberzellen gibt, in die Leberzellen aufgenommen. Auf diese Weise kann ein weiterer MRT-Kontrast erzielt werden. Die Wirkung der eisenhaltigen Kontrastmittel hingegen beruht auf einem anderen Mechanismus: Sie werden von den Kupffer-Sternzellen, speziellen Makrophagen in gesundem Lebergewebe, aufgenommen. Tumorzellen hingegen enthalten keine Kupffer-Sternzellen, weshalb das eisenhaltige Kontrastmittel nicht in Metastasen und Primärtumoren akkumuliert.

Profil

Prof. Thomas C. Lauenstein hat in Bonn und Valencia/Spanien Humanmedizin studiert. Von 1999 bis 2005 absolvierte er die Facharztausbildung, 2000 promovierte er. Der Radiologe habilitierte sich 2007 zum Thema „Morphologische und funktionelle MRT des Gastrointestinaltrakts“. Von 2006 bis 2008 war Lauenstein als Assistant Professor im Department of Radiology an der EMORY University in Atlanta/USA tätig. Von 2008 bis 2010 war er Oberarzt und von 2010 bis 2015 stellvertretender Direktor am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universitätsklinik Essen. Seit November 2015 ist Lauenstein Chefarzt der Radiologischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf.

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